Rechtzeitig vor Beginn der Klettersaison startet die ARA Flugrettung mit ihren Spezialtrainings. Im Klettergarten in Rieden übten die Flugretter des Notarzthubschraubers „RK-2“ sogenannte Kapprettungen. Diese Spezialform der Windenbergung gilt als äußerst anspruchsvoll. Unterstützt wurden die ARA-Flugretter dabei von der Freiwilligen Feuerwehr Reutte.
Ein bekanntes Sprichwort lautet: Übung macht den Meister. In der Welt der Flugrettung haben Übungen einen besonders hohen Stellenwert: Denn sie sind der Garant dafür, dass bei einem Einsatz, wenn mitunter Minuten über Leben oder Tod entscheiden, alle Abläufe perfekt sitzen und so Patient, Crew und andere Rettungskräfte ein Höchstmaß an Sicherheit garantieren. Bei speziellen Bergeverfahren werden jedoch, um das Risiko für alle Beteiligten möglichst zu minimieren, Einsatzszenarien im Training auch simuliert. Beispielsweise bei der sogenannten Kapprettung mit der Rettungswinde.
Diese Art der Bergung ist deshalb so anspruchsvoll, weil der in der Luft schwebende Hubschrauber für einen kurzen Moment direkt mit dem Fels verbunden, de facto „gefesselt“ ist: Der Flugretter wird vom Windenoperator mit der Rettungswinde zum verunfallten Alpinisten in die Felswand abgeseilt. Weil der verletzte Bergsteiger noch in seinem Klettergeschirr im Seil in der Wand hängt, muss der Flugretter mit höchster Präzision das Seil blitzschnell kappen, den Verletzten davor aber bei sich am Windenhaken sichern. In den wenigen Sekunden zwischen der Sicherung des Verunfallten und dem Kappen des Seils durch den Flugretter ist der in der Luft schwebende Helikopter fix mit der Felswand verbunden. Der Notarzthubschrauber ist für kurze Augenblicke „gefesselt“, er kann also seine Position nicht verändern.
Um den Hubschrauber so rasch wie möglich wieder zu „entfesseln“, muss der Flugretter bei diesem Bergeverfahren sehr präzise und vor allem rasch handeln. Das funktioniert allerdings nur, wenn es auch regelmäßig trainiert wird. Und genau ein solches Kapprettungs-Training haben die Flugretter der ARA Flugrettung kürzlich im Klettergarten Rieden bei Reutte mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Reutte absolviert. Vom 15 Meter hohen Feuerwehrkran aus wurden die Flugretter zum „Kletteropfer“ in die Wand abgeseilt, wo dann die bei einem Ernstfall notwendigen Handgriffe angewendet wurden.
„Dieses spezielle Verfahren trainieren wir mindestens zwei Mal pro Jahr“, erzählt der leitende Flugretter des „RK-2“ Elmar Flatz. Mit dem Verlauf der Übung zeigt sich Flatz sehr zufrieden: „Alle waren hochkonzentriert bei der Sache. Es gab keine unsicheren Momente. Wir sind für die beginnende Kletter-Saison gut vorbereitet.“
Pro Jahr holen die Flugretter des „RK-2“ durchschnittlich fünf Alpinsportler mittels Kapprettung aus der Felswand. „Das ist sicher das mit Abstand anspruchsvollste Bergeverfahren mit der Rettungswinde“, zollt der Flugbetriebsleiter der ARA Flugrettung, Herbert Graf, seinen Kollegen größten Respekt. Auch er als Pilot ist bei solchen Einsätzen ordentlich gefordert: „Keine Frage, bei Kapprettungen haben wir an Bord einen etwas höheren Adrenalinspiegel als sonst. Regelmäßiges Training ist deshalb so besonders wichtig.“