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Dr. med. Jörg Braun ist Fachbereichsleiter Medizin der DRF Luftrettung und trägt die personelle Verantwortung für die eingesetzten Notärzte und Notfallsanitäter sowie die Gesamtverantwortung für die medizinisch-technische Ausstattung der Hubschrauber und Stationen der DRF Luftrettung. Zu seinen Aufgaben gehören sowohl der operative Bereich als auch die Weiterentwicklung des Fachbereichs und die Mitwirkung bei strategischen Fragestellungen.

 

Steckbrieffragen an Dr. med. Jörg Braun

Sie sind gesamtverantwortlich für den Bereich der notfall- und intensivmedizinischen Versorgung der DRF Luftrettung. Wie gehen Sie an Ihre Aufgabe heran?

Um unser übergeordnetes Ziel, Menschenleben zu retten, zu erreichen, möchte ich sicherstellen, dass wir jeden Tag ein kleines Stückchen besser werden. Durch Selbstreflexion und indem wir voneinander und miteinander lernen – auch aus unseren Fehlern, denn keiner ist perfekt. Dafür steht für mich der Begriff des „Kaizen“, der aus der japanischen Philosophie stammt und eine „Veränderung zum Besseren“ bedeutet. Das alles setzt einen produktiven Meinungsaustausch voraus. Deshalb achte ich darauf, dass wir flache Hierarchien behalten. 

Seit Juli 2003 sind Sie Fachbereichsleiter Medizin, im Jahr 2004 haben Sie als Notarzt bei der DRF Luftrettung angefangen. Was haben Sie vor dieser Zeit gemacht?

Davor war ich Sanitätsoffizier bei der Bundeswehr, anästhesiologischer Oberarzt am Bundeswehrkrankenhaus Ulm und in zahlreichen Krisengebieten unterwegs. Privat habe ich an wochenlangen Expeditionen hohen Bergen im Himalaja, Karakoram und Südamerika teilgenommen. Interessant für mich war, dass die Grundprinzipien, die ich damals in Extremsituationen gelernt habe, auch in der Notfallrettung gelten: Wesentlich für den Erfolg sind sorgfältige Planung, eine optimale Ausstattung, perfekt eingespielte Abläufe beim gesamten Team, klare Kommunikation und eine realistische Einschätzung der Lage.

Wie halten Sie sich auf dem Laufenden über die Einsatzrealität? 

Ich besuche unsere Stationen regelmäßig, fliege bei Einsätzen mit und spreche mit den Mitarbeitenden. Darüber hinaus diskutiere ich mit meinen Abteilungsleitern und Fachspezialisten auch aus unseren Regionen über Neuerungen und pflege intensive Kontakte zu Kliniken, besuche Kongresse und Messen.

Was tun Sie, um sich von Ihrem anspruchsvollen Berufsalltag zu erholen?

Die Zeit, die ich mit meiner Familie verbringe, ist ein schöner Ausgleich für mich. Ich bin Vater, treibe gerne Sport, lese und koche gerne, außerdem habe ich von meinen Eltern ein kleines botanisches Gen in mir. Am liebsten entspanne ich daher in der Natur.

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Von Herzen dankbar

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in diesem Jahresbericht wende ich mich direkt an Sie, weil ich Ihnen eine Rückmeldung aus der Praxis darüber geben möchte, welche Bedeutung Ihre Spenden für schwer verletzte und schwer erkrankte Menschen haben. Außerdem möchte ich auf Fragen eingehen, die Sie sich vielleicht stellen, zum Beispiel: Wofür werden die gespendeten Mittel eingesetzt, wie werden Neuerungen angestoßen und wie wird entschieden, welche Geräte angeschafft werden? Außerdem ist es mir wichtig, Ihnen aufzuzeigen, warum wir dank Ihrer Hilfe die Notfallmedizin insgesamt voranbringen können.

Doch zunächst etwas ganz Persönliches: Ich freue mich sehr, Sie an unserer, an meiner Seite zu wissen. Von Anfang an habe ich es als Privileg empfunden, dass ich für eine Organisation wie die DRF Luftrettung arbeiten darf. Denn die Ethik Albert Schweitzers, die Ehrfurcht vor dem Leben, hat mich schon immer fasziniert und geprägt. Es bedeutet mir sehr viel, dass wir gemeinsam das Ziel verfolgen, Menschenleben zu retten. Sie als Spenderin, Spender oder Fördermitglied, ich als Leiter des medizinischen Bereichs, die Mitarbeitenden am Boden und die Crews in der Luft bei ihren Einsätzen am Tag und in der Nacht.

Spenden haben 2021 viel bewirkt

In dieser Einsatzwirklichkeit, die ich nach wie vor etliche Male im Jahr direkt miterlebe, zeigt sich, wie stark Ihr Engagement mitbestimmt, dass unsere Crews Menschen so außerordentlich gut helfen können. Denn viele der Geräte, die bei über 100 Einsätzen tagtäglich gebraucht werden, haben Sie finanziert beziehungsweise mit finanziert. Im Jahr 2021 konnten wir durch zweckgebundene Spenden unter anderem hochleistungsfähige Intensivtransport-Beatmungsgeräte sowie Multifunktionsmonitor- und Defibrillationseinheiten der neusten Generation anschaffen. Sind sie wesentlich für die Behandlung schwerstverletzter oder schwer erkrankter Patientinnen und Patienten? Ja, unbedingt! Denn mit ihnen werden sämtliche lebenswichtigen Funktionen permanent überwacht, Herzrhythmusstörungen und Herzstillstände behandelt. Außerdem sorgen sie für einen sicheren Transport von Menschen, die künstlich beatmet werden müssen – ganz gleich, ob sie hochbetagt sind oder viel zu früh geboren wurden.

Viele der Menschen, deren Leben wir 2021 retten konnten, hätten wir vor einigen Jahren noch verloren, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Daher bin ich für die Weiterentwicklungen im medizinischen Bereich enorm dankbar – und Ihnen ebenso. Sie sorgen mit Ihren Spenden dafür, dass wir nach den neusten medizinischen Standards behandeln können; die Chancen, einen schweren Unfall oder eine schwere Erkrankung zu überleben, werden dadurch immer besser. 

Das gilt übrigens nicht allein für unsere Einsätze in der Luftrettung. Sie tragen nämlich schließlich spürbar zur Weiterentwicklung der gesamten präklinischen Notfallmedizin bei. Warum das so ist, wird offensichtlich, wenn Sie sich Folgendes vor Augen halten: Wir arbeiten in der Luftrettung unter besonderen Bedingungen. Das Gewicht, das mit an Bord genommen werden kann, ist beschränkt, das Platzangebot ebenfalls. In der Regel werden wir zu den Schwerkranken und Schwerstverletzten gerufen, das bedeutet sowohl für die eingesetzten Geräte als auch für die Kolleginnen und Kollegen, dass sie enorm belastbar sein müssen. Daher gilt: Was sich bei uns behaupten kann, setzt sich weitgehend auch an anderer Stelle durch, wird irgendwann zum Standard und kommt dann noch deutlich mehr Menschen zugute. 

Unser Fachbereich Medizin ist ein starkes Team, in dem enorm viel Kompetenz und Potenzial gebündelt ist.

Dieses Wissen vergrößert natürlich den Ansporn, neue Wege zu finden, um unseren Patientinnen und Patienten noch besser helfen zu können. Meine Kolleginnen und Kollegen machen immer wieder Vorschläge für neue Lösungen und geben sich zum Glück nie mit dem Status quo zufrieden, denn sie stellen das Wohl unserer Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt. Sie schöpfen dabei aus ihren Erfahrungen bei Einsätzen und informieren sich durch das Lesen von Fachliteratur und den Austausch mit anderen Spezialisten. Als Organisation sind wir in diversen Gremien und Normungsausschüssen vertreten, wir beobachten Veränderungen in den Kliniken, besuchen Kongresse und Symposien. Unser Fachbereich Medizin ist ein starkes Team, in dem enorm viel Kompetenz und Potenzial gebündelt ist.

Trotzdem sind bahnbrechende Neuerungen naturgemäß eher die Ausnahme. Aber gerade auch Veränderungen im Detail machen oft den entscheidenden Unterschied für unsere Patientinnen und Patienten aus! Ich bin sehr dankbar, dass Sie die Verbesserungen, die unsere neuen Geräte für Menschen in Not eröffnen, erkannt und verstanden und durch Ihre Spenden deren Anschaffung ermöglichen. 

Es ist mir ein persönliches Anliegen, absolute Transparenz zu gewährleisten, wohin jeder Cent der von Ihnen gespendeten Beträge geflossen ist. Ich möchte ich Sie so genau wie möglich darüber informieren, was Sie mit Ihrem Engagement bewirkt haben. Zweckgebundene Spenden verwenden wir ausschließlich für den fest definierten Zweck, also für bestimmte Geräte. Nicht zweckgebundene Spenden setzen wir ebenfalls für die Anschaffung von Geräten ein, aber auch für spezifische Aus- und Fortbildungen und Überprüfungen. Warum? Auch das Fachwissen und die Expertise meiner Kolleginnen und Kollegen spielen eine wesentliche Rolle bei Einsätzen: Sie bringen das Gerät zum Einsatz, erkennen die Indikation, ziehen die richtigen Schlüsse, um optimal zu behandeln. Das Überleben von Menschen hängt – gerade bei komplexen Erkrankungen und Verletzungen – von vielen Faktoren ab. Daher ist es schwer, eine Wirkungsanalyse auf einen einzelnen Faktor, also beispielsweise auf ein bestimmtes Gerät zurückzuführen. Aber eines liegt auf der Hand: Sie retten mit Ihrem Engagement täglich Leben.

Spenden sind ein besonders wertvolles Gut

Ihre Spenden- und Fördergelder – ob zweckgebunden oder nicht – sind daher ein unglaublich wertvolles Gut. Wir setzen Ihre Mittel mit ganz besonderer Sorgfalt ein. Vor einer Anschaffung testen wir alles genauestens. Und wir evaluieren unsere Entscheidungen natürlich, unter anderem über unsere Einsatzdatenbanken: Wir wissen genau, bei welchen Einsätzen welche Geräte verwendet wurden und wie häufig Gerätestörungen auftreten. Ich bin froh, dass wir bisher noch nie ein beschafftes Produkt zurücknehmen mussten, weil es in der Praxis nicht tauglich war. 

Diese neuen Möglichkeiten für Patientinnen und Patienten können wir nur eröffnen, weil Spenderinnen, Spender oder Fördermitglieder uns vertrauen und sich auf unsere Expertise verlassen.

Bevor Geräte angeschafft werden, prüfen wir sehr genau, ob es eine medizinische Evidenz gibt – der Nutzen für die Patientinnen und Patienten muss also belegt sein. Geräte mit dem höchsten Nutzen setzen wir mit Priorität ein, damit sie möglichst schnell vielen Menschen zugutekommen. In manchen Bereichen hat sich unser medizinisches Team gemeinsam bewusst dafür entschieden, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Ein Beispiel hierfür ist die Mitnahme von Blutprodukten in Hubschraubern – obwohl das Regelwerk, dies in Deutschland überhaupt tun zu dürfen, äußerst komplex und der Aufwand beträchtlich ist. Allgemein wird die Gabe von Blutprodukten präklinisch noch nicht empfohlen. Dennoch setzen wir Blutprodukte an einigen ausgewählten Standorten ein und sammeln eigene Erfahrungen. Hierdurch konnten wir bereits in einigen Fällen Leben retten, Menschen, die ansonsten unter unseren Händen verblutet wären. Das bestärkt uns, diesen Weg weiterzugehen.

Die neuen Möglichkeiten für Patientinnen und Patienten können wir nur eröffnen, weil Spenderinnen, Spender oder Fördermitglieder uns vertrauen und sich auf unsere Expertise verlassen. Welche Auswirkungen das haben kann, zeigt die Entwicklung der Sonografie in der Notfallmedizin: Nur dank Spendengeldern konnten wir bereits ab 2004 Ultraschallgeräte in der Luftrettung zur verbesserten Diagnostik einsetzen – der allgemeine Siegeszug der Sonografie als nicht invasive Diagnostikmethode auch am Einsatzort begann dann erst gut zehn Jahre später. Im Jahr 2021 haben wir übrigens mithilfe von Spendengeldern wieder neue Ultraschallgeräte angeschafft. 

Ich bin zutiefst dankbar.

Wenn ich in wenigen Worten beschreiben soll, was ich angesichts dieses Vertrauens und Engagements von Ihrer Seite empfinde, drücken folgende Worte es wohl am besten aus: Ich bin zutiefst dankbar. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass es meinen Kolleginnen und Kollegen ebenso geht – und ganz sicher auch den vielen Menschen, die wir retten konnten, und deren Familien und Freundeskreisen.

Ich versichere Ihnen, dass wir weiterhin alles dafür tun werden, um Ihre Gelder unserem Leitbild „Menschen.Leben.Retten“ folgend verantwortungsbewusst und zukunftsweisend einzusetzen.

Herzlich

Ihr

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Titelbild: Dr. med. Jörg Braun (Quelle: DRF Luftrettung)